Was Global Competence von interkultureller und transkultureller Kompetenz unterscheidet
Global Competence ist ein multidimensionales Konzept, das verschiedene Fähigkeiten umfasst, die für den Umgang mit Diversität in der Gesellschaft und für eine Nachhaltige Entwicklung notwendig sind.
Global Competence ist inter- oder transkulturelle Kompetenz. Nur ist der Ansatz vereinbar mit aktuellen Ansätzen im Umgang mit Diversität und Inklusion, wie z.B. Intersektionalität. Er basiert auf einem offenen und dynamischen Kulturverständnis, das Mehrfachzugehörigkeiten zulässt und die eigene Positionierung in der Gesellschaft reflektiert.
Weiter umfasst Global Competence viel mehr als die rein interkulturelle Interaktion an sich. Sie stellt die Handlungsfähigkeit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sich für eine gerechte und nachhaltige Welt einzusetzen, in den Vordergrund. Insofern, beinhaltet Global Competence auch die kritische Auseinandersetzung mit globalen und interkulturellen Themen, die unseren Alltag prägen.
Globale Themen sind solche, die alle Menschen betreffen, unabhängig von ihrer Nation oder sozialen Gruppe. Sie reichen von Handel über Armut, Menschenrechte, Geopolitik und die Umwelt. Globale Themen zeigen auf, wie verschiedene Regionen der Welt miteinander verbunden sind, indem sie die Vielfalt und Gemeinsamkeit ihrer Erfahrungen aufzeigen. Globale Probleme sind auch lokale Probleme: Sie sind global in ihrer Reichweite, aber lokale Gemeinschaften erleben sie auf sehr unterschiedliche Weise.
Insofern erfordert Global Competence Wissen, das sich mit Kultur und sozialen Beziehungen, sozio-ökonomische Entwicklungen und Interdependenzen, dem nachhaltigen Umgang mit Umweltressourcen, formellen und informellen Institutionen und Praktiken, die friedliche Beziehungen zwischen den Menschen und die Achtung der grundlegenden Menschenrechte unterstützen, befassen. Bei der Betrachtung dieser Themen, wird ein besonderes Augenmerk auf die unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven verschiedener sozialer Gruppen oder Regionen gelegt und Konzepte wie “Wahrheit" und "Information" hinterfragt.
Wichtiger Bestandteil von Global Competence ist somit die Fähigkeit der Perspektivübernahme. Perspektivübernahme bezieht sich auf die kognitiven und sozialen Fähigkeiten, die die einzelne Person braucht, um zu verstehen, wie andere Menschen denken und fühlen. Es ist die Fähigkeit, oft widersprüchliche Standpunkte zu erkennen und auch anzunehmen. Es bedeutet, sich in die Position des Gegenübers versetzen zu können, aber auch wie verschiedene Perspektiven zueinander in Beziehung stehen. Weiter sind global kompetente Menschen in der Lage mit Informationen aus verschiedenen Quellen, z.B. traditionellen und digitalen Medien, peers und Lehrbücher ein Thema vertieft zu erörtern; sie verstehen es effektiv und respektvoll zu kommunizieren; und ihr Denken und ihr Verhalten an sich verändernde Umstände anzupassen. Global kompetente Menschen betrachten zudem Konflikte als ein Prozess, der lösbar ist, dank Zuhören und der Suche nach einer gemeinsamen Lösung.
Das Global Competence Konzept fördert zudem Einstellungen und Werte, die Menschenwürde und Diversität wertschätzen sowie Respekt und Offenheit allen Menschen gegenüber entgegenbringen. Zudem verstehen sich global kompetente Menschen als Teil einer Weltgemeinschaft und schaffen Raum für verschiedene Formen von Lebensweisen um in Würde zu leben.
Abb. Die Dimensionen und Facetten von Global Competence (angelehnt an OECD 2018).
In ihrer Arbeit stützt sich MiYuWi auf das Global Competence Konzept, das von der OECD(1) im Rahmen der PISA-Studie(2) 2018 entwickelt wurde. So wird Global Competence multidimensionales Konzept gedacht, welches aus verschiedenen Dimensionen besteht und sowohl kognitive wie sozioemotionale Fähigkeiten anspricht, das sowohl Wissen, Fähigkeiten als auch Einstellungen und Werte fördert, die ein friedliches Zusammenleben und eine nachhaltige Entwicklung auf der ganzen Welt voranbringen.
Die Dimensionen von Global Competence sind:
- Die Fähigkeit, die Welt über ihre unmittelbare Umgebung hinaus zu erforschen, bedeutende Probleme zu formulieren und gut ausgearbeitete und altersgemässe Untersuchungen durchzuführen, um lokale, globale und interkulturelle Themen kritisch zu betrachten, wie z.B. Armut, Handel, Migration, Ungleichheit, Umweltschutz, Konflikt, kulturelle Unterschiede und Stereotypen.
- Die Fähigkeit, Perspektiven und deren Einflüsse zu erkennen - sowohl die Anderer als auch die eigenen. Dies beinhaltet auch die Fähigkeit solche Perspektiven wohlüberlegt und respektvoll zu artikulieren, zu erklären und sie wertzuschätzen.
- Die Fähigkeit, Ideen einem diversen Publikum - durch das Überbrücken von geographischen, sprachlichen, ideologischen und kulturellen Barrieren - erfolgreich zu kommunizieren und in respektvollen Interaktionen mit Anderen zu treten.
- Die Fähigkeit, im Sinne des lokalen und globalen kollektiven Gemeinwohls und der Nachhaltigkeit zu handeln.
Autorin: Angelina
Referenzen:
Collins, Patricia Hill (1990). Black Feminist Thought in the Matrix of Domination. In: Black Feminist Thought: Knowledge, Consciousness, and the Politics of Empowerment. Boston: Unwin Hyman.
Crenshaw, Kimberlé (1989). Demarginalizing the Intersection of Race and Sex: A Black Feminist Critique of Antidiscrimination Doctrine. University of Chicago Legal Forum, 1989: 139–168.
Crenshaw, Kimberlé (1991). Mapping the Margins: Intersectionality, Identity, and Violence Against Women of Color. Stanford Law Review, 43(6): 1241–1300.
Domenig, Dagmar (2015). Das Konzept der transkulturellen Kompetenz. In: Domenig, D. (Hrsg.). Transkulturelle Kompetenz. Lehrbuch für Pflege-, Gesundheits- und Sozialberufe. Bern: Verlag Hans Huber, Hogrefe AG (1. Nachdruck der 2. vollständig überarbeiteten und erweiterten Auflage 2007)
OECD 2018. PISA. Preparing our Youth for an Inclusive and Sustainable World. The OECD PISA Global Competence Framework. Paris: OECD. www.oecd.org/edu
Fussnoten:
(1) Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist eine zwischenstaatliche Wirtschaftsorganisation, die 1961 gegründet wurde. Sie koordiniert die zwischenstaatliche Erhebung und Analyse von Daten zu wirtschaftlich relevanten Themen und dient als Forum für den zwischenstaatliche Austausch von gemeinsamen Herausforderungen, wie z.B. Steuern oder Bildung. Die Mitgliedstaaten bestanden ursprünglich aus den über den Marschall Plan verbundenen Ländern für den Wiederaufbau Europas nach dem zweiten Weltkrieg. Bis 1973 schlossen sich dann auch Finnland, Australien und Neuseeland an. Seit den 90er Jahren wurden einzelne Länder aus dem ehemaligen Ostblock oder aus Lateinamerika (Mexiko, Kolumbien, Chile, Costa Rica) und Asien (Korea) und Israel als Mitglieder aufgenommen. Brasilien, China, Indien, Indonesien und Südafrika werden als Schlüsselpartner aufgeführt.
(2) Die OECD führte im Jahre 2000 die erste PISA-Studie durch. PISA ist dabei die Abkürzung für "Programme for International Students Assessment" und bezeichnet die internationale Leistungsvergleichsstudie, die die Leistungen von 15-jährigen Schüler*innen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften alle drei Jahre misst. Im Rahmen der PISA-Durchführung 2018 wurde zusätzlich auch die Leistungen der Schüler*innen im Bereich Global Competence gemessen. Die Schweiz nahm jedoch nicht am Global Competence-Leistungstest teil. Als Datengrundlage für die Ermittlung der Global Competence der Schüler*innen in der Schweiz kann lediglich auf die Resultate der Fragebogen, worin sich die Schüler*innen selbst einschätzen.